Berlin, 18.10.2024 –Die Deutsche Praxisklinikgesellschaft (PKG) sieht die aktuelle Krankenhausreform, die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach initiiert wurde, als unzureichend durchdacht an.
Zwar stellt sie einen ersten Schritt dar, um der Über-, Unter- und Fehlversorgung im deutschen Gesundheitssystem entgegenzuwirken, jedoch bleibt die Reform an entscheidenden Stellen unausgereift. Insbesondere fehlt die angemessene Integration von Praxiskliniken, und der ambulante Sektor wird weiterhin vernachlässigt.
Die Ambulantisierung von Krankenhäusern muss reguliert werden, und die Umwandlung von Krankenhäusern in Praxiskliniken sollte unter den gleichen Voraussetzungen für alle Leistungserbringer im Gesundheitssystem etabliert werden.
Stefan Elmshäuser, Geschäftsführer der PKG, betont: „Die geplante Umstellung von Fallpauschalen hin zu einer Vergütung für das Vorhalten bestimmter Leistungen wird zwar dazu beitragen, den Druck auf die Kliniken zu mindern, möglichst viele Patienten in kurzer Zeit zu behandeln, doch es fehlt eine klare Perspektive für die Praxiskliniken.“ Diese spezialisierte ambulante Versorgungseinrichtung, die in vielen Fällen als innovative und effiziente Leistungserbringer fungiert, bleibt unberücksichtigt.
Die PKG fordert deshalb die Gleichstellung von Praxiskliniken als Leistungserbringer im Gesundheitssystem. „Praxiskliniken bieten spezialisierte und qualitativ hochwertige medizinische Dienstleistungen an, die eine sinnvolle Ergänzung zur klassisch stationären Versorgung darstellen. Ihre Rolle in der Gesundheitsversorgung muss als gleichwertig zu den Krankenhäusern anerkannt und gestärkt werden“, so Elmshäuser. Zudem fordert die PKG, dass Investitionskosten, IT-Sicherheitskosten und andere entscheidende Faktoren in die Vergütung einbezogen werden, um eine faire und gleichwertige Finanzierung sicherzustellen.
Gerade in ländlichen Gebieten bieten Praxiskliniken eine attraktive Alternative, um eine wohnortnahe Versorgung sicherzustellen, ohne dass Patienten weite Anfahrtswege in Kauf nehmen müssen.
Ein weiteres zukunftsweisendes Modell sieht die PKG in der Umwandlung unrentabler kleinerer Krankenhäuser in Praxiskliniken. „Viele kleinere Kliniken sind in ihrer aktuellen Form nicht mehr wirtschaftlich tragfähig und erfüllen oft nicht die Anforderungen an eine spezialisierte Versorgung. Die Umwandlung dieser Einrichtungen in Praxiskliniken bietet eine nachhaltige Lösung, um die medizinische Versorgung vor Ort zu sichern“, erklärt Elmshäuser.
Gerade in strukturschwachen Regionen könnten dadurch tragfähige und zukunftssichere Versorgungsmodelle entstehen, die sowohl den Patienten als auch dem Gesundheitssystem zugutekommen.
Trotzdem müssen die Bedenken hinsichtlich der Übergangsphase und der möglichen Auswirkungen auf die ländliche Versorgung ernst genommen werden. Elmshäuser unterstreicht: „Es ist nachvollziehbar, die Länder angemessen in den Reformprozess einzubeziehen und eine passende Brückenfinanzierung sicherzustellen.
Eine enge Zusammenarbeit zwischen Bund und Ländern ist unabdingbar, um die Umsetzung der Reform zu gewährleisten, ohne dass die Versorgung in ländlichen Gebieten darunter leidet.“
Die PKG sieht in dieser Reform zwar eine Gelegenheit, die Versorgungsstrukturen effizienter, zielgerichteter und patientenfreundlicher zu gestalten, jedoch sind deutliche Nachbesserungen erforderlich. „Wir fordern eine sorgfältige Planung und Umsetzung, um sicherzustellen, dass alle Patienten – besonders in ländlichen Regionen – weiterhin eine qualitativ hochwertige und zeitnahe medizinische Versorgung erhalten“, fügt Elmshäuser hinzu.
Die PKG ist bereit, aktiv an der weiteren Gestaltung der Reform mitzuwirken und ihre Expertise zur Ambulantisierung einzubringen, um sicherzustellen, dass die Praxiskliniken ihre Rolle als gleichwertige Leistungserbringer im Gesundheitssystem erhalten und gestärkt werden.
Über die Praxisklinikgesellschaft e.V. (PKG):
Die Deutsche Praxisklinikgesellschaft (PKG) ist die führende Interessenvertretung für Praxiskliniken in Deutschland. Die PKG setzt sich für die Anerkennung, Förderung und Weiterentwicklung von Praxiskliniken ein und arbeitet eng mit politischen, wissenschaftlichen und gesundheitlichen Institutionen zusammen, um die Rahmenbedingungen für eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung zu verbessern.